Detmold/Holzminden. Ausgefallene Hilfsmittel, modernste Technik und stetige Weiterentwicklung - all dies hat das Team von wsr.tv bei einem Blick hinter die Kulissen des Vitalzentrums Kühlmuss & Grabbe erfahren. Sie waren erst überrascht, dann beeindruckt und schließlich begeistert von der Vielfältigkeit eines Sanitätshauses.

Doch warum ist das Image der Branche so eingestaubt?

„Alt werden ist halt nicht sexy“, schmunzelt Geschäftsführer Jörg Rolf. Man wird erst zum Kunden eines Sanitätshauses, wenn man ein konkretes Problem oder Anliegen hat. Und das kann alles sein: Krücken nach einem Bänderriss, Einlegesohlen bei einer Fußfehlstellung, ein Pflegebett im hohen Alter, ein Rollator zur Unterstützung, eine Orthese nach einem Schlaganfall oder auch Kompressionsstrümpfe bei einem Lipödem. „Wir führen mehr als 80.000 Produkte in unserem Sortiment und diesen bunten Bauchladen richtig in Szene zusetzen, ist manchmal nicht so einfach“, erklärt Rolf. Das Lager des Vitalzentrums befindet sich in Detmold. Von dort aus werden die neun Sanitätshäuser beliefert.

Handwerk meets Hightech - Die Orthopädie-Technik als Herzstück

Beeindruckendes gibt es vor allem im Bereich der Orthopädie-Technik zu sehen. Dort werden Orthesen und Prothesen individuell für den jeweiligen Kunden gefertigt und das mit neuester Technik. Statt eines unangenehmen Gipsabdrucks gibt es einen schnellen 3D-Laserscan und die elektrische Fußanalyse zeigt alle Details. Besonders spannend sind die Entwicklungen in der Prothetik. Früher war das Handwerk durch Holz- oder Schmiedetechniken geprägt - heute ist dies viel digitaler geworden. Über eine Programmierung und verschiedenste Sensoren werden beispielsweise alltägliche Herausforderungen, wie Treppensteigen oder Fahrradfahren für jemanden mit einer Beinprothese, auf einmal möglich.

Ein besonderes Highlight im Hause Kühlmuss & Grabbe ist der „Expoluse Mollii Suite“

„Der Mollii ist kurz gesagt ein Ganzkörper-Neuromodulationsanzug zur Verminderung von Spastiken und zur Aktivierung von schwachen Muskeln“, erklärt Jörg Rolf und erzählt von seinem ersten Eindruck: „Ich war fasziniert von dem, was das Gerät bewirken kann. Was wir bei der Vorstellung gesehen haben, war wie Zauberei.“ Doch leider ist der Mollii Suite noch kein Hilfsmittel und wird somit nicht von den Krankenkassen getragen. Trotzdem investierte das Vitalzentrum rund 40.000 Euro. „Ich möchte, dass wir einer der ersten sind, die diese Innovation nach Außen tragen und mit vermarkten. Dafür stehen wir ein - sowas zeichnet uns aus“, ergänzt Rolf. Auch eine Mitarbeiterin des Vitalzentrums trägt den Anzug täglich eine Stunde bei der Arbeit. Sie hat eine Nervenkrankheit und kann dank des Mollii Suites besser schlafen, länger laufen und hat an Lebensqualität dazu gewonnen.

So viel Innovation - so wenig Lobby

„Ich würde mir wünschen, dass unsere Branche mehr wahrgenommen wird“, sagt der gelernte Orthopädietechniker. Er berichtet von den Anfängen der Pandemie, in der Sanitätshäuser zunächst nicht systemrelevant waren. „Wenn das Pflegebett nicht geliefert wird, kann die Pflege Zuhause nicht stattfinden oder man liegt im schlimmsten Fall auf dem Sofa“, verdeutlicht Rolf die Dringlichkeit und dieser Grundsatz gilt ebenfalls für die Fachkräfte der Branche. Es sei in dieser Zeit, wo immer größere Versorgungslücken entstehen, umso wichtiger, die regionalen Häuser wertzuschätzen und auch die Leidenschaft der Menschen, die täglich in dieser Branche arbeiten. „Und damit meine ich ja nicht nur uns“, so Jörg Rolf abschließend.

Wenn auch ihr einen Blick hinter die Kulissen des Vitalzentrums Kühlmuss & Grabbe werfen möchtet, dann schaut euch das Video von wsr.tv hier an. Weitere Informationen gibt es in den sozialen Netzwerken, auf Instagram und Facebook sowie auf der Website www.vitalzentren.com