Brakel (r). ,,Für die Flüchtlinge in der Stadt Brakel ist das Jahr 2017 insgesamt erfolgreich verlaufen." So fasst Hans-Georg Harrer vom "Arbeitskreis Ökumenische Flüchtlingshilfe Brakel" die Arbeit der Ehrenamtlichen und der Caritas-Sozialarbeiterinnen zusammen. Von den zur Zeit etwa 300 Flüchtlingen leben 114 Geflüchtete in den Unterbringungen, 94 Personen leben in Kernstadt-Wohnungen und 65 Personen in den Dörfern.

Besonders stolz sind die Ehrenamtlichen und Sozialarbeiterinnen auf etwa 30 Geflüchtete, die weitgehend den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit von den Sozialsystemen gefunden haben. "Stolz sind wir deswegen, weil wir wissen, wieviel Mühe es bedarf soweit die deutsche Sprache zu beherrschen, um einen Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz zu erhalten. Uns freut es zu beobachten, wie ehrgeizig viele sind endlich eigenes Geld zu verdienen." Stolz auf diese Leistung können auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der Brakeler Bürgermeister sein, die dafür gesorgt haben so manche Barriere aus dem Weg geräumt zu haben. "Wir müssen unbedingt das große Engagement unseres Bürgermeisters loben, der sich gegenüber der Kreisverwaltung für eine verbesserte psycho-soziale Versorgung der Flüchtlinge im Kreis Höxter eingesetzt hat. Gegenüber anderen Kreisen gibt es hier aber immer noch Nachholbedarf."

Erfreulich sei auch das Engagement des Kommunalen Integrationszentrums Höxter gewesen, deren Arbeit immer mehr auch die Ehrenamtlichen einschließt. Nicht alles jedoch ist im vergangenen Jahr positiv verlaufen. So wünschen sich die Ehrenamtlichen ein besseres Unterrichtsangebot in den Internationalen Flüchtlingsklassen des Kreises. Neben Deutsch müsse auch verstärkt Mathematik angeboten werden. "Unterricht ist für die Geflüchteten die entscheidende Hilfe um möglichst schnell unabhängig zu werden. Hierauf muss im nächsten Jahr auch von Politik und Verwaltung stärker geachtet werden." Die Zusammenarbeit der Ehrenamtler mit anderen Helfern in den Städten des Kreises ist intensiver geworden, dank der Einrichtung von ESIF ("Entwicklung von Systemstrukturen zur Integration von Flüchtlingen im Kreis Höxter"), die mit einem "Kreisrunden Tisch" eine sinnvolle Vernetzung der Ehrenamtlichen geschaffen habe. "Aber gerade jetzt, wo es Früchte trägt, wird das Projekt im Sommer 2018 geschlossen, weil die finanziellen Mittel auslaufen. Wer sich danach um die Vernetzung und den Austausch der Ehrenamtlichen kümmert, ist völlig unklar."

Ebenfalls unklar ist den Ehrenamtlichen auch, wie sich die Zusammenarbeit mit dem Integration Point in Zukunft gestalten wird. So sind dort zwei kompetente Mitarbeiter nicht mehr beschäftigt, die eine unschätzbar wichtige zweijährige Erfahrung in der Arbeitsvermittlung mit Geflüchteten haben. Harrer: "Diese sind nicht so einfach zu ersetzen, insbesondere weil die rechtlichen Verflechtungen so komplex sind und für uns Helfer es immer schwieriger wird Wege zur Ausbildung und Arbeitsvermittlung zu finden." Harrer vermutet, dass die Arbeit der Helfer auch gar nicht mehr so unbedingt von den politisch Verantwortlichen geschätzt wird. "Auf Landesebene werden verstärkt Aufnahmelager eingerichtet, in die Geflüchtete verbracht werden, damit sie weitestgehend abgeschottet von den Ehrenamtlichen schnell rückgeführt werden können. Es scheint paradox, aber dahinter steckt ein raffiniertes Konzept: Auf der einen Seite werden Ehrenamtliche mit Lob überschüttet und mit Preisen versehen, auf der anderen Seite jedoch stören sie bei der schnellen und unbürokratischen Ablehnung von Flüchtlingen, weil sie ihnen helfen ihre Rechte wahrzunehmen."