Paderborn (red). Diese Woche trafen sich die Geschäftsführungen der Paderborner Krankenhäuser – der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH, dem Brüderkrankenhaus St. Josef und dem Ev. St. Johan-nisstift – mit Mitglied des Deutschen Bundestags, Dr. Carsten Linnemann, um sich im Vorfeld des nächsten parlamentarischen Verfahrens zusammen über eine bestmögliche Notfallversorgung auszutauschen. Im Frühjahr hatten die Kliniken zu der „Aktion pro Patient“ aufgerufen: Gemein-sam sammelten sie 1.300 Unterschriften von besorgten Bürgerinnen und Bürgern gegen die Reform der Notfallversorgung und wehrten sich so gegen das Vorhaben, sogenannte Integrierte Notfallzentren (INZ) an ausgewählten Krankenhäusern zu errichten. Carsten Linnemann stellte sich von Anfang an mit auf die Seite der Akut-Krankenhäuser: „Mir war die Brisanz hinter der Aktion sofort bewusst. Die Sorgen der Menschen waren offensichtlich. Zudem weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig gerade in diesem sensiblen Bereich eine wohnortnahe Versorgung ist. Deswegen bin ich auch im Bundestag aktiv geworden“, betont Linnemann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Dr. Josef Düllings, Hauptgeschäftsführer der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH und Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands e.V. (VKD), war Initiator der „Aktion pro Patient". Der Gesetzentwurf sah vor, dass ambulante Notfall-Patienten nicht mehr an jedem Akutkranken-haus versorgt werden können, sondern ausschließlich in ausgewiesenen INZ. Kliniken, die Notfallpatienten versorgen, ohne als INZ ausgewählt worden zu sein, sollten dafür mit hohen Ab-schlagszahlungen bestraft werden. „Diese Entscheidung wäre für die Krankenhäuser untragbar. Schließlich decken die Krankenhäuser seit vielen Jahren den Großteil der Notfallversorgung ab – zu jeder Tages- und Nachtzeit“, erklärt Siegfried Rörig, Regionalleiter und kaufmännischer Direk-tor des Brüderkrankenhauses St. Josef. Für die Krankenhäuser ebenfalls problematisch: Obschon in den Räumlichkeiten der Kliniken, sollten diese nach Maßgabe und unter medizinischer Leitung durch die KV – also die kassenärztliche Vereinigung – geführt werden. „Die wirtschaftliche Verantwortung sollten die Krankenhäuser übernehmen, über die Vergütung entscheidet aber die KV – das kann nicht sinnvoll sein“, betont Dr. Josef Düllings.
Der Gegenwind hatte bereits Erfolg: Die INZ sind im aktuellen Gesetzentwurf nicht mehr enthal-ten. Auch Ute Panske, Geschäftsführerin im Ev. St. Johannisstift, hat die Aktion gerne unter-stützt: „Eine professionelle Notfallversorgung vor Ort ist jedem Bürger wichtig. Schön, dass unsere Aktion dazu beigetragen hat, der Regierung aufzuzeigen, dass die INZ ein großes Dilemma für die Krankenhäuser gewesen wären.“ Die Hoffnung liegt nun auf eine Lösung im Sinne der Patienten: „Die jetzigen Pläne sind unrealistisch. Die beste Maßnahme wäre eine ambulante Notfallversorgung in der Hand der Kranken-häuser. Diese Lösung gibt es bereits in Österreich und der Schweiz. Sie würde eine schnelle und integrierte fachärztliche Versorgung auch hier ermöglichen“, so Düllings.
Foto:red