Brakel (jg). Die 9. Klassen der Gesamtschule Brakel kamen am vergangenen Mittwoch in den Genuss einer spannenden Mischung aus Vortrag und Lesung, das beim Reflektieren des Gesagten zum Nachdenken anregen sollte. Die rund 200 Schülerinnen und Schülern blickten gespannt auf die Bühne, auf der der 30 Jahre alte Deva Manick über das Leben der Kinder und Jugendlichen, die zwischen zwei Kulturen in Deutschland aufwachsen, sprach und damit verbundene Schwierigkeiten thematisierte.
Manick ist zwar in Ratingen geboren und aufgewachsen, doch seine Eltern und ältere Schwestern kommen aus Sri Lanka – einem Land, in dem das Kastensystem noch verbreitet ist, Prestige einen hohen Stellenwert hat und Leistungsdruck an der Tagesordnung ist.
Dieses nicht immer einfache Leben und die damit verbundenen Besonderheiten verdeutlichte Manick beispielshaft an Situationen aus seiner Schulzeit. Als er sich in der 6. Klasse befand und nach einem Schultag nach Hause kam, berichtete er seiner Mutter über eine geplante Klassenfahrt.
Doch seine Mutter sei gegen diese Fahrt gewesen und lies ihren Sohn trotz mehrfacher Anrufe der Lehrer und der Schulleitung sowie mehrerer Bitten des Jungen nicht mitfahren. Schlussendlich musste Deva mit einem gleichgesinnten Jungen während der Klassenfahrt den Unterricht in einer fremden Klasse aufnehmen.
Dieses sei ihm äußert missfallen, merkte Manick an, er habe gemerkt, dass er mit seinem wahren Gesicht nicht punkten könne. So habe er sich eine Maske aufgesetzt und in eine „Scheinwelt“ begeben.
Mit seinem Rauswurf aus seinem Elternhaus im Alter von 19 Jahren begann seine Zeitreise durch das Leben. Nachdem er ohne Job gewesen ist, mit finanziellen Verlusten zu kämpfen hatte und seine Verlobte einen Weg ohne ihn einschlug, ging er in sich und stellte fest, dass er sich von allem, was ihm nicht guttat, entferne wolle.
Deva bemerkte, dass viele Menschen sich in Scheinwelten verbargen - sei es die Nikotin-, die Spiel-, die Alkohol- oder die Digitalwelt. Hier würden sich die Menschen dann wohlfühlen, merkte der Autor an, um jedoch klarzustellen, dass sich die Menschen eigentlich nicht wohlfühlen, denn sie umgaben sich einer Scheinwelt und hatten eine Maske auf. Eben diese Maske einer Scheinwelt abzulegen, dazu habe sich der Schriftsteller entschieden, um zu differenzieren.
Von der Jugend bis hin zum Erwachsenendasein beschreibt das Buch das Leben des in Ratingen geborenen, jedoch unter Einfluss der in Sri Lanka vorherrschenden Denkweise stehende Autor.
Die Eingaben seiner Eltern haben sich in gewisser Weise als Manipulation dargestellt, merkte Manick an, der seinen Vater zitierte, der überzeugt war, dass sich Kaufleute nur mit Kaufleuten umgeben dürften und auch der Bund der Ehe innerhalb dieser Klasse zu erfolgen sei. Dieses Denken habe sein Vater bereits in Sri Lanka gelebt und auch hier vor Ort. Zahlreiche weitere Facetten dieses Erlebten hat Deva Manick in seinem Buch „Im Glashaus gefangen zwischen zwei Welten“ niedergeschrieben. Eine aufschlussreiche Literatur, die jedem, der seinem Vortrag folgte oder das Buch liest, Situationen von fehlgeschlagener Integration darstellt.
Organisiert wurde die Lesung des jungen Autors durch das Integrationszentrum des Kreises Höxters sowie der Gesamtschule Brakel.
Fotos: Jörn George