Düsseldorf (red). Zahl der Woche: Fast 10 Prozent der Arten auf der Roten Liste gelten als ausgestorben oder verschollen – Aber auch Erfolge durch natürlicher Rückkehr und Wiederansiedlung
Mehr als 43.000 verschiedene Tier-, Pilz- und Pflanzenarten und rund 70 verschiedene Lebensräume bilden die Grundlage für den Artenreichtum in Nordrhein-Westfalen. In den letzten Jahren und Jahrzehnten konnten richtungsweisende Erfolge beim Artenschutz erzielt werden, wie etwa die erfolgreiche Wiederansiedlung von ehemals ausgestorbenen Tierarten wie dem Uhu, dem Maifisch, dem Biber oder dem Wanderfalken. Es kehren aber auch Tierarten auf natürlichem Wege zurück, wie zum Beispiel der Weißstorch, der noch Anfang der 1990er-Jahre in Nordrhein-Westfalen so gut wie ausgestorben war und von dem aktuell landesweit wieder etwa 450 Brutpaare (Stand 2020) nachgewiesen werden konnten, oder der Otter, der selbstständig den Weg zurück ins Münsterland gefunden hat.
Die Rückkehr von Tierarten wird möglich, wenn deren Lebensräume wiederhergestellt worden sind und damit die Tiere die entsprechenden Rückzugsräume für ein Überleben in möglichst naturnahen Biotopen finden. Trotz dieser Erfolge konnte auch in Nordrhein-Westfalen noch keine grundsätzliche Trendumkehr beim Artenverlust erreicht werden. Der Verlust an biologischer Vielfalt bleibt weiterhin hoch, dies zeigen auch die Zahlen der aktuellen Roten Liste der gefährdeten Arten: Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten stehen in Nordrhein-Westfalen auf der „Roten Liste“ – sind gefährdet, vom Aussterben bedroht. „Der Artenverlust ist neben der Klimakrise die zweite große ökologische Bedrohung für uns und die Art und Weise, wie wir leben“, sagte Minister Krischer.
Rund 9,4 Prozent der untersuchten Arten sind ausgestorben oder verschollen, darunter der Ortolan, das Birkhuhn oder der Große Feuerfalter - bereits vor 1900 starb er bei uns in Nordrhein-Westfalen aus. Der Feuerfalter zog sich nach Süden zurück.
Auch der Hochmoorgelbling war in Nordrhein-Westfalen heimisch: Er war auf bestimmte Nahrung angewiesen: auf die „Rauschbeere“. Dieser kleine Strauch, der ganz ähnlich aussieht wie die Heidelbeere, wächst nur in Mooren und feuchten Heiden. Hochmoore und feuchte Heiden sind in den letzten Jahrzehnten stark dezimiert worden, fast nichts mehr davon ist übrig. Die Moore und feuchten Heiden wurden entwässert, aufgeforstet oder zu Äckern umgebrochen, wenn sie trocken genug waren. Der letzte Schmetterling seiner Art verschwand daher bei uns um 1960.
Historisch waren auch der Elch und der Braunbär auf dem heutigen Gebiet von Nordrhein-Westfalen nachweisbar. Aus der heimischen Natur verschwand der Elch bereits im Mittelalter, vor allem durch die Bejagung. Noch in der Regierungszeit von Kaiser Konrad II. (1027-1039) soll der Pflanzenfresser mit dem markanten Geweih bis zum Niederrhein vorgekommen sein. Der Braunbär soll bis 1445/1446 bei Soest und bei Münster (Albersloh) vorgekommen sein. Am längsten sollen sich Braunbären aber in den Wäldern von Wittgenstein gehalten haben, hier bis nach 1550.