Bad Driburg (red). Ohne Frage ist es eines der umstrittensten Entwicklungen in jüngster Zeit: Die Einführung des Chatbots ChatGPT dürfte das Lernen und Unterrichten an Schulen nachhaltig verändern. Umso wichtiger erscheint es, sich tiefer mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ auseinanderzusetzen – so geschehen bei einem digitalen Medienabend am Gymnasium St. Xaver.
Als Expertinnen waren dazu Cynthia Weißflog und Michelle Grebe vom Hamburger Bildungsunternehmen fobizz geladen, die zunächst auf den riesigen Erfolg von ChatGPT aufmerksam machten. Während es seinerzeit 75 Jahre gedauert habe, bis 100 Millionen Telefone verkauft worden seien, habe ChatGPT die Marke von 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzern bereits zwei Monate nach der Markteinführung im Januar 2023 überschritten.
Zu dieser rasanten Verbreitung habe sicherlich auch die große gesellschaftliche Diskussion um solche Anwendungen beigetragen. Dafür führte Michelle Grebe neben einem Verweis auf entsprechende Zeitungsmeldungen auch jüngste Umfragen an, die die Sorge vor dieser Neuentwicklung unter Eltern, Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern zum Ausdruck brachten. Entsprechend wichtig sei es, sich genauer mit ChatGPT auseinanderzusetzen, um sich ein eigenes Bild von diesem zweifellos revolutionären Werkzeug zu machen.
Im Vergleich zu klassischen Suchmaschinen wie zum Beispiel Google handle es sich bei ChatGPT um ein Instrument, das innerhalb kürzester Zeit auf eine Suchanfrage hin nicht nur einzelne Quellen benenne, sondern diese zu einem neuen Text zusammensetze. Ergebnis dieser Anwendung seien also vollständige Artikel, die einerseits oftmals gut und überzeugend klängen, andererseits aber auch Schwächen beinhalteten, weil sie eben nur Texte auf Grundlage bestimmter Wahrscheinlichkeiten neu (und in manchen Passagen oftmals auch falsch) generiere. Daher brauche es nach wie vor menschliche Expertinnen und Experten, die diese so erzeugten Texte auch überprüfen würden, weil eine Künstliche Intelligenz weder eigenes Wissen noch ein Urteilsvermögen besitze.
Die Vorteile von ChatGPT lägen nach Ansicht der beiden Expertinnen trotzdem auf der Hand. Gerade wenn man die von der Künstlichen Intelligenz erzeugten Texte nicht als Endprodukt nehme, sondern als eine ergänzende Hilfe betrachte, lasse sich ChatGPT hervorragend einsetzen, so u. a. bei der Themenrecherche, als Ideengeber für Referate oder Hausarbeiten oder zum Generieren von Übungstexten.
Wer auf diese Weise verstehe, die Hilfe des Chatbots in Anspruch zu nehmen, der werde sicherlich von ihm profitieren, führte Michelle Grebe weiter aus. Wer dagegen versuche, mit Hilfe von ChatGPT zu schummeln, der laufe nicht nur Gefahr, aufzufliegen, sondern unterbinde auch seinen eigenen Lernprozess. Insofern gelte es umso mehr, sich für das 4K-Modell des Lernens an Schulen stark zu machen, das folgende Kompetenzen beinhalte: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Auf diese Weise könnten die Schülerinnen und Schüler besser auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet werden, zeigten sich die Expertinnen abschließend überzeugt.
Im anschließenden Diskurs gingen Cynthia Weißflog und Michelle Grebe auf Rückfragen aus dem Chat ein. Dabei wurde noch einmal deutlich, dass der Diskurs zum Umgang mit Chatbots noch am Anfang steht. Denn auf viele Fragen konnten die beiden nur vorläufige Antworten geben, weil für viele mit ChapGPT verbundene Probleme noch gar keine Lösungen, geschweige denn allgemein verbindliche Regeln existieren.
Insofern bedarf es sicherlich noch einer tiefergehenden Diskussion – auch am Gymnasium St. Xaver. Das große Interesse am digitalen Medienabend mit ca. 420 Teilnehmenden machte aber bereits deutlich, wie wichtig vielen dieses Thema ist. Daher ist unbedingt auch dem IT-Koordinator am Gymnasium St. Xaver, Severin Girolstein, zu danken, der dieses Thema aufgriff und den digitalen Medienabend organisierte – mit Erfolg, wie ein reibungsloser Ablauf und eine spannende abschließende Diskussion zeigten.
Foto: forbizz