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Samstag, 23. November 2024 Mediadaten
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Atomkraft fürs Spielzimmer: die Wilesco-Dampfmaschine R200

Brakel ﴾red﴿. Am 15. April 2023 endete eine Ära: Deutschland stieg nach langem Hin und Her aus der Stromproduktion durch Kernenergie aus. Der Landschaftsverband Westfalen‐Lippe ﴾LWL﴿ zeigt aus diesem Anlass die Wanderausstellung „Das Atomzeitalter in Westfalen. Von der Zukunft zur Geschichte“. Sie bietet eine historische Rückschau auf die Geschichte der Atomkraft mit Fokus auf Westfalen‐Lippe wie auch einen Blick auf aktuelle Debatten und die Zukunft. Die Ausstellung ist ab dem 19. Mai im Stadtmuseum Brakel zu sehen.

Das Thema Kernenergie beschäftigt die Bundesrepublik Deutschland fast seit ihrem Bestehen. Gesellschaft, Politik, Unternehmen und Forschung ringen seitdem um Wahrheit und Zukunftsgestaltung. Die Ausstellung geht dem Thema in drei Kapiteln nach. „Akteur:innen stehen im Mittelpunkt des ersten Ausstellungsbereiches“, so Kuratorin Sarah Pfeiffer vom LWL‐Museumsamt für Westfalen. „Hier kommen Menschen zu Wort, deren Leben durch ihre Arbeit und ihr Engagement mit der Geschichte der Kernkraft verbunden ist. Sie berichten aus ihrer Perspektive und bewerten ihre eigene Rolle darin. „Rund die Hälfte der Leihgaben wurde von den Akteur:innen selbst zur Verfügung gestellt. Die Exponate stammen von Initiativen und Einzelpersonen der Anti‐AKW‐Bewegung, aus der Nuklearbranche, aus Politik und Verwaltung. Alle beschäftigen sich thematisch auf unterschiedliche Weise mit Kernenergie. Präsentiert werden etwa Kleidungsstücke wie Unterwäsche für den Kontrollbereich von der Hochtemperatur‐Kraftwerk GmbH, der feuerrote Lautsprecherwagen, der die Initiative „Kein Atommüll in Ahaus e.V.“ lange Zeit auf Demonstrationen begleitete, die Atomkraftwerk‐ Dampfmaschine R200 der Lüdenscheider Firma Wilesco und ein Bergebehälter für kontaminiertes Material der Feuerwehr Münster. Mit Loriots „Weihnachten bei Hoppenstedts “ ist auch ein Klassiker aus dem westdeutschen Fernsehen zu sehen, der die Atomkraft thematisiert.

Dem Rückblick auf die Vergangenheit widmet sich der zweite Teil der Ausstellung, mit den vier westfälischen Atomstandorten Würgassen ﴾Kreis Höxter﴿, Hamm, Gronau und Ahaus ﴾beide Kreis Borken﴿ im Zentrum. Der Brennstoff steht dabei immer im Mittelpunkt, denn er ist sowohl Grundlage der Stromerzeugung als auch Ursache des gesellschaftlichen Konflikts um die Kernenergie. Anhand der vier Atomstandorte in Westfalen geht die Ausstellung der Frage nach, wie er hergestellt wird und was während der Stromproduktion und danach mit ihm passiert: In der Urananreicherungsanlage der „Urenco“ in Gronau wird das Brennmaterial bearbeitet, im Atomkraftwerk Würgassen und in Hamm‐Uentrop kam es in unterschiedlicher Form zum Einsatz. Im Brennelemente‐Zwischenlager in Ahaus wird der abgebrannte Brennstoff untergebracht, bis voraussichtlich zwischen 2046 und 2068ein Standort für das Endlager bestimmt und dieses anschließend eingerichtet worden ist.

„Klimawandel, der Beschuss des ukrainischen Kernkraftwerkes Saporischschja durch das russische Militär, Energieknappheit und Laufzeitverlängerung – lange wurde das Thema Atomkraft nicht mehr so kontrovers diskutiert wie in den letzten anderthalb Jahren“, sagt Dr. Ulrike Gilhaus, Leiterin des LWL ‐Museumsamtes Westfalen. Im dritten Teil der Ausstellung wird diesen aktuellen Debatten nachgegangen. Welche Auswirkungen hatten sie auf die Menschen und ihre Haltung? Hierzu können sich Besuchende in der Ausstellung äußern. Außerdem geht es um die Frage, was von der Geschichte der Kernenergie in Deutschland übrigbleibt. Innerhalb der interaktiven Station „Wissen bewahren zu Westfalen“ können Besucher:innen ortsbezogen Wissen hinterlassen und so gemeinsam Geschichte schreiben. Ein Katalog mit 144 Seiten, zahlreichen Abbildungen und weiterführenden Textbeiträgen vertieft und erweitert die Themenbereiche und zeigt ausgewählte Ausstellungsobjekte. Er ist im Buchhandel und an den Ausstellungsstationen für 19 Euro erhältlich. Darüber hinaus gibt es ein museumspädagogisches Begleitprogramm mit Führungen. An jedem Standort wird auch eine Führung für blinde und sehbehinderte Besucher:innen angeboten.

Foto: LWL/ Kainulainen

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