Brakel/Ameland (red). Die niederländische Insel Ameland ist seit fast 90 Jahren ein beliebter Ort für Ferienfreizeiten von Kindern und Jugendlichen, vorwiegend deutscher Verbände und Institutionen. Rund 20.000 deutsche Kinder zieht es in den Sommerferien auf die Insel. Außer zwei Hausärzten und einem Zahnarzt, gibt es auf Ameland allerdings keine geregelte Krankenversorgung, die solch einem Ansturm standhalten könnten.

Daher unterstützen die Malteser in der Diözese Münster bereits seit 59 Jahren die einheimischen Ärzte mit einem Sanitätsdienst, aufgeteilt in drei Teams, die für je zwei Wochen ihren Dienst antreten. Auch aus der Erzdiözese Paderborn unterstützen Helfer der Malteser bei der Durchführung des Einsatzes. Bianca Franzmann von den Maltesern in Brakel befinden sich aktuell auf der Insel und berichten von ihren Erlebnissen und Empfindungen.

„Als ich erstmals von dem Sanitätseinsatz hörte, stellte ich es mir vor wie einen Urlaub in Dienstbekleidung. Den ganzen Tag am Strand sitzen und gelegentlich mal ein Pflaster kleben. Doch schnell wurde ich eines Besseren belehrt. In so einem Kinderlager kann doch einiges passieren“, teilte Bianca Franzmann mit.

„Wir behandeln am Tag im Schnitt zwischen zwanzig und dreißig Patienten. Das können mal leichte Schnittverletzungen durch das Baden im See sein, manchmal müssen jedoch auch Nadel und Faden herhalten, die Nähtechnik der Mediziner hier ist im Übrigen sehr interessant.“

Bianca Franzmann war auch im letzten Jahr im Dienst auf der Insel und hatte dort zum Beispiel mit Flöhen in einem Kinderlager oder einigen Zeckenbissen zu tun. Auch Sportverletzungen wie Stauchungen, Quetschungen oder gar Frakturen sind keine Seltenheit.

„Natürlich haben wir nicht selten auch mit Fällen von Heimweh zu tun, da haben wir unser besonderes Rezept: Tabletten mit dem Namen ‚Owiedumm’, hinter denen sich einfache kleine Smarties verbergen. Die Kinder müssen diese jedoch in eins herunterschlucken – sonst würden sie schnell bemerken, dass nur lecker Schokolade unter den bunten Medikamenten steckt. Aber helfen tun sie erstaunlicherweise fast immer“, lacht Paetrick Vogt.

Dennoch nehmen die Malteser diese Sache ernst. Kinder mit starkem Heimweh sind oft schwer zugänglich, daher wird verstärkt darauf geachtet, pädagogisch qualifiziertes Personal für den Einsatz zu gewinnen. Schlimmere Verletzungen können die Malteser jedoch nicht selber behandeln. Dazu muss der Rettungsdienst gerufen werden oder der Patient wird mit dem Rettungshubschrauber auf das Festland und dann in eines der nächsten Krankenhäuser wie etwa dem MCL (Medical Center Leeuwarden) gebracht. In der Regel werden sie dann von einem Team Mitglied der Malteser begleitet.

Unter der Woche bieten die Malteser in ihrer Sanitätsstation, einem Ferienhaus in Buren mit extra Behandlungsraum, eine Sprechstunde an. Bei diesen Sprechstunden besucht sie Dr. Henrik Maters, der seine Praxis im Nachbarort hat. Mit ihm arbeiten die Malteser schon seit Jahren eng zusammen und vertrauen sich gegenseitig. Tim Reuter: „Im Anschluss an die Sprechstunden laden wir Herrn Maters immer zu Kaffee und typisch süßen, niederländischen Gebäck ein. Dann haben wir die Möglichkeit uns mit ihm auszutauschen, ob über medizinische Praktiken, Erlebnisse oder Entwicklungen auf der Insel.“

Die Sanitätsstation der Malteser ist 24 Stunden besetzt – Ein Einsatzleiterzimmer, auch ausgestattet mit einem Bett ist über die Hausklingel durchgehend zu erreichen. Zwischendurch haben die Helfer im Wechsel auch frei. Die Zeit mal ins Café zu gehen oder am Strand zu spazieren, ist notwendig zum Abschalten. Die Malteser sitzen allerdings nicht nur in ihrer Sanitätsstation. Auf großen Fußballturnieren, wo mehrere Lager gegeneinander antreten oder bei Messen in der Kirche sind sie ebenfalls mit einem zweiköpfigen Team und einer Notfalltasche im Gepäck vor Ort. Das ist nur ein Service, den die Malteser anbieten.

„Wir bieten den zahlreichen Lagern auf der Insel an, sich bei uns anzumelden. Dafür zahlen sie pro Teilnehmer einen bestimmten Betrag. Die Freizeitleiter können uns dann jederzeit kontaktieren“, erzählt Bianca Franzmann. „Und wir bieten einen Bringdienst für Medikamente an. Wenn ein Kind in der Sprechstunde vom Doktor ein Medikament verschrieben bekommt, dann holen wir dieses zwischen Nachmittag und Abend bei ihm ab und bringen es zum Hof des erkrankten Kindes“, fügt Johanna Willeke hinzu.

Am Samstag werden Bianca Franzmann, Paetrick Vogt, Johanna Willeke und Tim Reuter zusammen mit ihren Teamkollegen von dem nächsten Team abgelöst. Für die zahlreichen Erfahrungen, die sie dann mit nach Hause nehmen dürfen sind sie dankbar.

Fotos: Malteser Hilfsdienst e.V.