Brakel (red). Sie kommen aus Südafrika, Israel oder Oberbayern: Immer mehr Ärzte aus dem In- und Ausland kommen zum Endoprothetikzentrum des Klinikum Weser-Egge in Brakel, um sich bei Oberarzt Dr. Dragan Jeremic über ein neues Verfahren zum Einsatz künstlicher Kniegelenke zu informieren: Der Orthopäde setzt dabei auf eine natürliche Ausrichtung der Prothese, die die individuelle Anatomie des Patienten berücksichtigt und den Zustand des Gelenks vor dem Verschleiß wiederherstellen soll. 

"Traditionell werden Prothesen gerade eingesetzt, um einen Idealzustand zu erreichen, den es aber in der Natur nicht gibt - jeder Körper ist anders. Um gewohnte und schmerzfreie Bewegungsabläufe wie vor dem Eingriff wiederherzustellen, müssen wir das berücksichtigen", sagt Dr. Dragan Jeremic, der diese Philosophie von seinem mehrmonatigen Aufenthalt in amerikanischen Krankenhäusern, unter anderem in der Orthopäden-Hochburg Chicago, mitgebracht und sich zum Ziel gesetzt hat, sie als Vorreiter zu verbreiten. Am St. Vincenz Hospital Brakel verwendet er die neue Technik jetzt seit fast zwei Jahren, setzt inzwischen rund 150 Prothesen jährlich nach diesem Verfahren ein.

Am Computer berechnet der Orthopäde dabei auf Basis von Röntgenaufnahmen den genauen Winkel, in dem er das künstliche Gelenk setzen muss. "Beim Sägen der Knochen darf kein unnatürlicher Spalt entstehen, die ursprüngliche Geometrie des Gelenks, der Bänder und Gewebe soll erhalten bleiben." Dragan Jeremic ist sich sicher, dass dieser Paradigmenwechsel in der Endoprothetik sich in den kommenden Jahren als Standard durchsetzen wird. "Über 20 Prozent der Patienten sind mit den traditionellen OP-Verfahren unzufrieden. Die Ergebnisse bisheriger Studien zu den neuen Ansätzen und meine eigenen Erfahrungen sind vielversprechend."

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