Brakel (r). In einer Informationsveranstaltung für die Brakeler Bürgerinnen und Bürger erklärte Bürgermeister Hermann Temme gemeinsam mit dem technischen Betriebsleiter des Wasserwerkes Brakel Christof Münstermann und dem beauftragten Trinkwasser Beratungs- und Planungsbüro GUV aus Kassel die Vor- und Nachteile, die Kosten und die weitere mögliche Vorgehensweise bezüglich einer zentralen Trinkwasserenthärtung in Brakel.
Das Büro GUV aus Kassel hat in den vergangenen Jahren auch andere Städte beraten und bei der Entscheidungsfindung, ob eine zentrale Trinkwasserenthärtung wirtschaftlich ist oder nicht, begleitet. Christof Münstermann erklärte, dass in Brakel genug Wasser vorhanden sei, auch wenn man beim Betrieb einer Trinkwasserenthärtungsanlage insgesamt etwa 10 bis 20 Prozent mehr Wasser benötige. Allerdings müsste die Versorgungsstruktur von derzeit dezentral in eine zentrale Versorgungsstruktur überführt werden. Das bedeutet, dass die Wassergewinnung dann hauptsächlich aus den Brunnen Ostheim, Sudheim und Riesel erfolgt. „Dafür wäre es notwendig, dass neue Rohwasserleitungen von den genannten Brunnen bis zur neu errichteten Aufbereitungsanlage verlegt würden“, sagte Münstermann. Ein geeigneter Standort für eine solche Anlage befinde sich auf dem Grundstück der Kläranlage Brakeler Märsch.
Fragen nach dem Geschmack und der zu erwartenden Qualität des Trinkwassers wurden beantwortet. Auch Aspekte wie die Zusetzung von chemischen Stoffen, die Veränderung der Wasser-Paramer und die Versorgungssicherheit wurden beleuchtet. Auch der zu erwartende Anstieg der Wasserkosten von 0,68 Euro pro Kubikmeter wurde erklärt. Diese Preissteigerung komme unter anderem durch Investitionskosten von 4,3 Millionen Euro, die Betriebskosten von circa 204.000 Euro pro Jahr und den zusätzlichen Personalaufwand zustande. Ein dreiköpfiger Musterhaushalt müsse so mit etwa 80 Euro Mehrkosten pro Jahr rechnen. Sollte das Projekt realisiert werden, sind für den Projektablauf (wie z. B. der Freigabe der Investitionen durch Ratsbeschluss, der Entwurfsplanung, dem Betrieb einer Pilotanlage, der Genehmigungsplanung usw.) etwa drei Jahre ab Ratsbeschluss zu veranschlagen. Im Anschluss an die informativen Fachvorträge hatten die etwa 150 Zuhörerinnen und Zuhörer die Gelegenheit, Fragen zu stellen und Hinweise zu geben.
Noch bis Sonntag, 5. November haben die Brakelerinnen und Brakeler die Möglichkeit abzustimmen, ob sie für oder gegen die zentrale Trinkwasserenthärtung sind. Die Umfrage diene dazu, eine sachgerechte Abwägung vorzunehmen, sagte Bürgermeister Hermann Temme bei der Informationsveranstaltung zur zentralen Trinkwasserenthärtung. Das Projekt sei komplex und von großer Tragweite und bedeute finanziellen Aufwand und auch finanzielle Auswirkungen auf jeden einzelnen Brakeler Haushalt. „Wir werden dieses schwierige Thema nicht übers Knie brechen“, betonte der erste Bürger der Nethestadt. Das Projekt solle transparent und anschaulich für die Bürgerinnen und Bürger begleitet werden. Die Umfrageergebnisse werden voraussichtlich ab Mitte November vorliegen. Bereits 8,8 Prozent der Brakeler Haushalte haben eine private Ionenaustauscher-Anlage zur Trinkwasserenthärtung installiert. Aufgrund der Ergebnisse der durchgeführten Machbarkeitsstudie käme für die zentrale Lösung in Brakel das Nanofiltrationsverfahren in Betracht. Alle verwendeten Materialien müssen einen bestimmten Standard erfüllen, der für die Verwendung im Bereich der Trinkwasseraufbereitung vorgegeben sei, erklärte Dr. Hansjörg Münch vom Trinkwasser Planungs- und Beratungsbüro GUV aus Kassel. Im Foyer des Rathauses liegen noch Umfrage-/Informationsbroschüren bereit. Auf der Seite www.brakel.de kann auch online abgestimmt werden oder weitere Informationen zum Thema eingesehen werden können.