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Donnerstag, 14. November 2024 Mediadaten
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Kreis Höxter/Holzminden (TKu). 110. internationaler Weltfrauentag am 8. März 2021: Das ist ein Tag, an dem auf Gleichberechtigung und Frauenrechte aufmerksam gemacht werden soll. Das Frauennetzwerk Höxter und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Höxter, Claudia Pelz-Weskamp, starten in dem Zusammenhang jedes Jahr die Frauenaktionswochen, so auch in diesem Jahr. Die 24. Frauenaktionswochen müssen aufgrund der Corona bedingten Pandemielage jedoch erstmals anders stattfinden, als es bislang der Fall war. Öffentliche Veranstaltungen wird es diesmal nicht geben. Um auf das Thema Gleichberechtigung und Frauenrechte aufmerksam zu machen, geht das Frauennetzwerk in den kommenden sechs Wochen andere Wege. In Zusammenarbeit mit der Grafikdesignerin Barbara Fien, die ebenfalls dem Frauennetzwerk angehört, hat das Netzwerk sechs Plakate entworfen, die zum Nachdenken anregen und in den kommenden Wochen auch von unserer Onlinezeitung näher vorgestellt werden sollen. Diese Plakate werden ab Montagvormittag zum internationalen Frauentag in den sechs Schaukästen an den Ortseingängen der Stadt Höxter zu sehen sein. Sie sollen etwa alle sechs Tage einen Schaukasten weitergereicht werden, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Pelz-Weskamp, sodass alle sechs Plakate an allen sechs Ortseingängen zu sehen sein werden. 

In unserer Onlinezeitung werden wir diese Plakate in den kommenden Wochen, begleitend zu den Frauenaktionswochen, ebenfalls näher vorstellen. „Diese betreffen alle Frauen weltweit“, betont die Gleichstellungsbeauftragte. Die Plakate sollen zum Um- und Nachdenken anregen, mal humorvoll, mal provokativ. Ihre Botschaften würden nahezu eine punktgenaue Landung hinlegen, meint Bürgermeister Daniel Hartmann bei der Vorstellung der Plakate in der Volkshochschule in Höxter. Graphisch seien sie so gestaltet, dass sie zum Hinschauen verführten. Da das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte und agierende Frauennetzwerk aus zahlreichen motivierten und engagierten Personen bestehe, die sich nicht so leicht ausbremsen ließen, haben sie sich eine Möglichkeit erdacht, um auch ohne Präsenz-Veranstaltungen auf die Ungleichbehandlungen zwischen Männern und Frauen hinzuweisen – und dies unübersehbar und deutlich, so Bürgermeister Hartmann weiter. Die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Pelz-Weskamp sieht noch immer viele Lücken im System. Lebenswege und Berufsplanungen von Frauen seien meist immer noch von Geschlechterrollenklischees geprägt. Nur wenige Mädchen würden ein Studium oder eine Ausbildung im so genannten MINT-Bereich wählen, obwohl es im MINT-Bereich (Abkürzung für: Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik ) gute Verdienstmöglichkeiten gäbe und obwohl dort ein Fachkräftemangel herrsche und gute Aufstiegsmöglichkeiten vorhanden seien, so Pelz-Weskamp. Frauen würden zudem ungleicher bezahlt. „Dem Beruf ist dein Geschlecht egal. Mach das, woran dein Herz hängt“: Mit diesem Satz appelliert das Frauennetzwerk an alle jungen Frauen und Mädchen, sich finanziell unabhängige Berufe auszuwählen, getreu dem Motto des ersten von uns vorgestellten Plakates: „Ein Ehemann ist keine Geldanlage“. 

Plakat: „Ein Ehemann ist keine Geldanlage“ 

Es ist das erste Plakat im Rahmen der Frauenaktionswochen, das die Gleichstellungsbeauftragte während der Pressekonferenz vorgestellt hat: Mit diesem ersten Poster möchte das Frauennetzwerk auf zwei Fallen aufmerksam machen. Die erste Falle: Finanzielle Abhängigkeit durch ungünstig gewählte Erwerbstätigkeit. Zahlreiche Frauen seien heute immer noch der Ansicht, dass es sich in der Ehe für sie „nicht lohnt“ arbeiten zu gehen bzw. sozialversicherungspflichtig arbeiten zu gehen oder einen Teilzeitjob aufzustocken. Gründe dafür seien falsche Anreize des Staates wie z. B. das Ehegattensplitting oder die Minijobs. Als zweite Falle nannte Pelz-Weskamp "DIE Interessenlosigkeit" am „Finanzhaushalt“ der Familie. Frauen wären häufig immer noch der Meinung, dass die Finanz- und Verwaltungsdinge in der Familie der Mann und Partner schon richtig regeln würde. Um Frauen aus dieser Komfortzone, wie sie es sagt, herauszuholen, wurde dieses Poster mit dem provozierenden Spruch „Ein Ehemann ist keine Geldanlage“ erstellt. 

Ein Problem sei das Ehegattensplitting, das nach Meinung des Frauennetzwerkes vor allem verheirateten Frauen massive Anreize biete, nicht oder nur geringfügig zu arbeiten. Wegen des Splittings bliebe den Frauen oft bei einem recht geringen, eigenen Einkommen nur wenig davon übrig. Das Ehegattensplitting subventioniere nicht Familien, sondern lediglich Eheschließungen. Denn verheiratete Paare ohne Kinder profitierten von diesem Steuersystem, alleinerziehende Mütter oder Väter oder nicht unverheiratete Eltern dagegen nicht. Der Minijob sollte nach Meinung des Frauennetzwerkes beim Wiedereinstieg in den Beruf nach der Familienphase, das viel beschworene Sprungbrett in die reguläre Beschäftigung werden, was aber nicht eingetreten sei, so die Gleichstellungsbeauftragte in ihren Ausführungen. Minijobs würden keine Perspektiven bieten und keinen eigenen Anspruch auf eine Arbeitslosenversicherung, weshalb sie zur Altersarmut beitrügen. Als zweite Falle nannte die Gleichstellungsbeauftragte das Interessenlosigkeit am „Finanzhaushalt“ der Familie: Aus ihrer beruflichen Erfahrung als Gleichstellungsbeauftragte wisse sie, dass zahlreiche Frauen im Fall einer Trennung oder Scheidung plötzlich vor einem finanziellen Fiasko stünden. Dies beträfe auch Frauen, deren Ehemann verstorben sei. 

Sie rät daher den Frauen: „Interessieren Sie sich für die finanziellen Themen in der Familie wie z. B. Steuern, Versicherung, Bewirtschaftung der Bankkonten und Kredite, Kaufverträge, Rechtsstreitigkeiten, Erbangelegenheiten, vielleicht sogar Ehevertrag und jegliche Bankgeschäfte und Vollmachten. Bestehen Sie auf Beteiligung und Aufklärung oder – noch besser – klären Sie sich selber auf! Zum Glück finden Frauen heute viele zielgruppenspezifische Informationen zur Geldanlage und Altersvorsorge. Wir Frauen dürfen uns da nicht bequem zurücklehnen und sagen, die Geldsachen macht schon mein Mann. Wir müssen uns selbst darum kümmern und uns für diese Dinge interessieren, sonst kann es durchaus zu üblen Überraschungen kommen“. In ihrem Statement rät Pelz-Weskamp den Frauen, darauf zu achten, eigene und auskömmliche Ansprüche auf finanzielle Leistungen zu erwirken, was nicht immer einfach sei, wenn die Kinder noch klein sind, aber es sei ist möglich. Frauen müssten realisieren, dass sie für sich selbst verantwortlich bleiben müssen – auch wenn sie verheiratet sind oder in einer Partnerschaft leben. Sie beendete ihr Statement zu dem Plakat „Ein Ehemann ist keine Geldanlage“ mit dem Satz „Denkt mal darüber nach“. In den nächsten Wochen stellen wir von der Onlinezeitung die weiteren fünf Plakate vor mit den Statements des Frauennetzwerkes im Rahmen der diesjährigen Frauenaktionswochen.

Fotos: Thomas Kube 

 

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