Willebadessen (red). »Bis die Löwen ihre eigenen Historiker haben, wird die Geschichte der Jagd immer den Jäger verherrlichen.« Dieses afrikanische Sprichwort macht deutlich, wie wichtig es ist, jeweils mit den Beteiligten statt über sie zu sprechen. Dazu waren rund 20 Männer und Frauen aus ganz Deutschland zur Hegge gekommen. Gerade Afrika, das oft als schwarzer Kontinent bezeichnet wird, ist kaum im europäischen Bewusstsein. Dunkel ist dabei vor allem das Wissen der EuropäerInnen über die reichhaltigen Kulturen und Errungenschaften der Menschen dieses Nachbarkontinents.
Bei einer Einführung durch die Seminarleiterin Dagmar Feldmann, bei der auch die Teilnehmenden, die zum Teil viele Erfahrungen in Afrika gesammelt hatten, aktiv einbezogen waren, wurde schnell deutlich: Das Thema birgt Stoff für viele Jahre. Mit Prof. Dr. Manfred Loimeier war ein ausgewiesener Experte in Sachen Afrikanische Literaturen gewonnen worden. Er zeigte auf, wie verschlungen der Weg von Literatur aus Afrika bis zum deutschen Büchermarkt ist. Welcher Verleger kann schon Bücher auf Haussa oder Kisuaheli lesen und so einschätzen, ob sich der Druck lohnt? Und welcher afrikanische Verlag hat Zugang zum Lizenzgeschäft auf internationalen Buchmessen?
Dennoch gibt es eine Vielzahl sehr lesenswerter Romane und Kurzgeschichten, die auf literarische Weise das Leben in Afrika und das Leben von afrikanischen Einwanderern für deutsche Lesende lebendig werden lassen. Am zweiten Tag führte Dr. Keith Hamaimbo in die kulturellen Reichtümer der verschiedenen Staaten und Völker Afrikas ein. So berichtete er von den Erfolgen auf verschiedenen Gebieten wie Medizin, Seefahrt, Architektur, Religion, Politik und vieles mehr. Wer weiß zum Beispiel, dass der erste Kaiserschnitt, bei dem sowohl Mutter als auch Kind überlebten in Uganda durchgeführt wurde? Die vielen positiven Errungenschaften Afrikas, die im Zuge des Kolonialismus verschwiegen beziehungsweise zerstört wurden, wurden erörtert. Dabei wurden manche Vorstellungen zur Rolle der AfrikanerInnen in der Geschichte und Gegenwart infrage gestellt und der eurozentrische Blick geweitet.
Weitere wichtige Fragestellung waren: Wie erleben AfrikanerInnen ihr Leben in Deutschland? Welche Bedeutung spielt die Hautfarbe im Alltag und im gesellschaftlichen Leben? Wie sieht der weiterhin real existierende Rassismus konkret aus, der Menschen mit dunkler Hautfarbe in vielen Alltagssituationen trifft und der auch in Hilfsorganisationen nur ungenügend erkannt und benannt wird? Dazu berichtete Stella Weber, Gründerin und Vorsitzende des Vereins Love from Africa e.V., der in Mülheim an der Ruhr vielen zugewanderten Menschen hilft, sich in Deutschland besser einbringen zu können. Die Vorträge, Diskussionen und Gespräche ermöglichten es den Teilnehmenden, die Vielfalt Afrikas kennenzulernen und ein einseitiges Bild von Afrika, das oft von Hunger, Kriegen und Katastrophen geprägt ist, zu hinterfragen.
Das Seminar wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung bezuschusst. Dem großen Thema Afrika wird auch im kommenden Jahr wieder ein Seminar auf der Hegge gewidmet.
Foto: Die Hegge