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Freitag, 22. November 2024 Mediadaten
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Hilft, den richtigen Weg zu finden: Peter Rech, Projektkoordinator Bildung, vor den unzähligen Flyern zur Weiterbildung in der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg

Kreis Höxter (red). Überall wird Alarm geschlagen. Mit mehr als 250.000 Fachkräften fehlen in Deutschland so viel wie noch nie zuvor. Vor allem die Suche nach Auszubildenden im Handwerk gestaltet sich schwierig. Auch heimische Betriebe im Kreis Höxter suchen händeringend nach jungen Menschen, die sich für eine Berufsausbildung im Handwerk interessieren. Was kann die Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg als berufsständische Organisation und Interessenvertretung des selbständigen Handwerks tun, um Abhilfe zu schaffen?

Ein Gespräch mit Peter Rech, dem langjährigen Projektkoordinator im Bereich Bildung in der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg.

Warum bleiben überhaupt im Handwerk so viele Ausbildungsplätze unbesetzt?

Peter Rech: Erst einmal hat das Handwerk völlig zu Unrecht immer noch ein zu schlechtes Image. Zu schmutzig, zu anstrengend und zu wenig Geld, so lauten die gängigen Vorurteile. Dazu kommt, dass für viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger ein Studium immer noch einen hohen Stellenwert hat und eine duale Ausbildung im Handwerk gar nicht erst in Betracht kommt. Das ist ein großer Fehler, denn dadurch bleiben viele Lehrstellen im Handwerk unbesetzt, und es fehlen für die Herausforderungen der Zukunft qualifizierte Fachkräfte.

Welche Rolle spielen die Eltern?

Peter Rech: Die Eltern sind natürlich die größten „Influencer“ bei der Berufswahl. Und sie müssen wir unbedingt überzeugen, dass eine duale Ausbildung im Handwerk gute Perspektiven bietet und auch zum beruflichen Aufstieg führen kann. Schließlich gibt es exzellente Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk. Nach der Ausbildung kann die Meisterausbildung angeschlossen werden, die gleichrangig einem Bachelorabschluss ist. Auch ein anschließendes Studium ist danach möglich.

Was machen Sie, um möglichst viele zu überzeugen?

Peter Rech: Wir beginnen bereits früh damit, die Eltern und ihre Kinder durch verschiedene Infoveranstaltungen mit ins Boot zu holen und für das Handwerk zu werben. Das gilt auch in der Zusammenarbeit mit den Schulen. Das Landesprogramm „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) sorgt dafür, dass ab der achten Schulklasse eine frühe Berufsorientierung stattfindet. Hier sind wir aktiv mit dabei und können so erste Richtungen aufzeigen. Schülerinnen und Schülern können erkennen, wo ihre Stärken liegen und welche Berufsfelder sie interessieren. Gemeinsam mit anderen Akteuren und Partnern machen wir gezielte Angebote und stellen Förder- und Beratungsmöglichkeiten vor. Ziel ist es, bereits in der Schule mit der systematischen Berufsorientierung zu starten und damit die Attraktivität der dualen Ausbildung zu erhöhen. Die Ausbildungsmesse „STEP 1“ und die Schulhof-Aktion „Schüler trifft Azubi“ fördern direkte Kontakte zu Betrieben der Region.

Die heutigen Jugendlichen besitzen nach Angaben der Arbeitgeber oft nicht den besten Ruf und haben wohl eine andere Haltung zur Berufswelt als früher. Konkret: Sie seien oft nicht sonderlich motiviert, ihnen sei die Work-Life-Balance wichtiger als der Beruf, trotzdem wollen sie viel Geld verdienen. Wie sehen Sie das?

Peter Rech: Sicherlich sind Jugendliche heute oft schwieriger zu motivieren. Trotzdem gibt es genügend junge Leute, die etwas bewegen wollen und sich engagieren, siehe zum Beispiel auch in der „Fridays-for-Future“-Bewegung. Hier bieten sich viele Chancen und Möglichkeiten Wege aufzuzeigen wie sie gerade im Handwerk etwas bewegen können. So gibt es viele Berufe und Betriebe, die Wert auf Nachhaltigkeit und ressourcenschonenden Umgang mit Materialien legen. Beispiele finden sich im Tischler-, oder Maler- und Lackiererhandwerk, in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, die dazu beitragen, eine bessere und nachhaltigere Umwelt zu schaffen und für ein gesünderes Leben zu sorgen.

Die Handwerksbetriebe sind also selbst auch gefragt, für junge Leute attraktiv zu sein?

Peter Rech: Natürlich. Es hilft ja nichts, nur zu jammern. Ich muss schon die richtige Sprache sprechen, einen Draht zu den Auszubildenden bekommen. Ein gutes Arbeitsklima trägt zum Erfolg bei. Ich muss die Jugendlichen begeistern können und auch flexibel sein. Das gehört alles dazu. Denn als junger Mensch frage ich mich ja: Warum soll ich morgens so früh aufstehen oder mich richtig anstrengen? Da muss ich eine gute Antwort darauf haben, die Zeiten haben sich eben geändert.

Und das bedeutet?

Peter Rech: Ich denke, die Unternehmen müssen in Zukunft Alternativen bieten und auf Alleinstellungsmerkmale in der Ausbildung und Weiterbildung setzen, vor allem wenn es innerbetrieblich machbar ist. Einfach Anreize zu schaffen, um zu zeigen, dass die Auszubildenden wertgeschätzt werden. Vielleicht hilft ein Rabattsystem für gewisse Vorteile, flexible Arbeitszeiten, Familienfreundlichkeit, mobiles Arbeiten und so weiter. Kreative Lösungen sind da gefragt, um mich als Unternehmen interessant zu machen. Sicherlich funktioniert es nicht überall, aber sich Gedanken zu machen, etwas zu verändern wäre, schon einmal ein richtiger Weg.

Ist Zuwanderung der Schlüssel zum Erfolg?

Peter Rech: In vielen Betrieben kann die Zuwanderung eine Bereicherung sein, sie ist aber kein Allheilmittel. Wir haben im Kreis Höxter die Erfahrung gemacht, dass viele Geflüchtete und Migranten richtig motiviert sind, in Handwerksbetrieben zu arbeiten und durchzustarten. Doch Praxis und Theorie klaffen auseinander, denn der wirkliche Schlüssel ist die deutsche Sprache, die auch in den Prüfungen zum Tragen kommt. Wer da ein Problem hat, muss enorm gefördert werden, um durch das deutsche Ausbildungssystem zu kommen. Viel Geduld und Wertschätzung sind dabei gefragt. Beispiele von Betrieben, die mit Preisen ausgezeichnet wurden, belegen das. Trotzdem: Für qualifizierte Einwandererinnen und Einwanderer ist das Studium meist die erste Wahl in Deutschland.

Welche Rolle nimmt eigentlich die Digitalisierung ein?

Peter Rech: Digitale Anwendungen sind aus fast keinem Gewerk des Handwerks mehr wegzudenken. Technikaffine Auszubildende haben gute Perspektiven, dort richtig durchzustarten. Auf der Homepage der Kreishandwerkerschaft bieten wir für Firmen, wie auch für interessierte Auszubildende viele Möglichkeiten, sich zu präsentieren, sich zu informieren und Praktikums- und Ausbildungsplätze zu finden: sei es über die „Azubi-Wall“, „HandwerkX“ oder über das Portal der Ausbildungsmesse von „STEP 1“. Einen innovativen Schub erwarten wir auch durch den neuen Bildungscampus im nächsten Jahr. Denn durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis in moderner Lern- und Laborumgebung wird sich die Attraktivität der Aus- und Weiterbildung sowie die Nutzung von digitalen Medien sicherlich erhöhen.

Weitere Infos bei der Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg unter www.kh-hx.de

Foto: Kreishandwerkerschaft Höxter-Warburg

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